Einkaufen

Damit mehr Höfe die Kälber bei den Kühen lassen können, braucht es vor allem Menschen, die mit dem Kauf von Produkten diese Haltung unterstützen. Um den Einkauf zu erleichtern, wollen wir hier einen Überblick über die Vermarktung von Erzeugnissen der kuhgebundenen Kälberaufzucht schaffen.  

Pioniere am Markt 

In der Natur ist es selbstverständlich, dass das Kalb an der Seite seiner Mutter aufwächst und Milch aus dem Euter trinkt. Auch in früheren Zeiten der Milchviehhaltung war es üblich, das Kalb bei der Kuh zu lassen und nur die überschüssige Milch abzumelken. Im Zuge der wirtschaftlichen Optimierung hat sich jedoch die Trennung von Kuh und Kalb durchgesetzt, um möglichst viel Milch für die menschliche Ernährung zu gewinnen. Betriebe, die heute wieder eine kuhgebundene Kälberaufzucht umsetzen, sind also eine seltene Ausnahme – eine kleine, aber wachsende Alternative zur leistungsorientierten Milchviehhaltung.  

Daher hat sich PROVIEH schon vor ein paar Jahren dazu entschieden, die Pioniere und die Entwicklung der kuhgebundenen Kälberaufzucht aktiv zu unterstützen. Zur Stärkung braucht es sowohl eine Verbraucheraufklärung über die verschiedenen Möglichkeiten der Milchproduktion wie auch die Vernetzung von Erzeugern, Verarbeitern und Handel. Entscheidend für den Erfolg sind außerdem einheitliche Standards der kuhgebundenen Kälberaufzucht und deren Kontrolle und Zertifizierung. Nur so kann eine Qualitätssicherung und Akzeptanz des Aufzuchtverfahrens am Markt gelingen. 

Preisgestaltung 

Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht kosten meist etwas mehr als handelsübliche Milchprodukte. Aus gutem Grund! Die Kälber dürfen nämlich so viel Milch trinken, wie sie möchten. Und das ist eine ganze Menge. Zusätzlich hält die Kuh noch Milch im Melkstand zurück, die sie lieber ihrem Kalb geben möchte. Insgesamt kann also nicht mehr so viel Milch verkauft werden. Außerdem sind bei der Umstellung oft Umbauten oder sogar ein Stallneubau notwendig, um Kuh und Kalb zukünftig zusammenzulassen. Diese Kosten müssen zum Teil durch einen höheren Milchpreis finanziert werden. Wer also Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht kauft, kann Höfe aktiv dabei unterstützen, für ihre Tiere gute Haltungsbedingungen zu schaffen.  

Zusammenhang Milch und Fleisch 

Wenn Milch erzeugt wird, fällt als Nebenprodukt auch Fleisch an. Denn nicht alle Kälber, die für die Milcherzeugung geboren werden, werden später als Milchkühe genutzt. Ein Teil des Nachwuchses wird nach der Aufzucht gemästet und später als Fleisch vermarktet. Auch diese Tiere sollten eine möglichst artgerechte Haltung erfahren und nicht im Alter von wenigen Wochen in intensive Kälbermastbetriebe transportiert werden. Viele Landwirt:innen wollen die Verantwortung für alle auf ihrem Betrieb geborenen Kälber übernehmen. Ein Kriterium der kuhgebundenen Kälberaufzucht ist daher, dass alle Kälber bei einer Kuh aufwachsen dürfen – entweder auf dem eigenen Hof oder einem Ammenkuhbetrieb. Um diese Aufzucht möglich zu machen, braucht es auch eine Wertschöpfung für diese Mastkälber. Die höheren Kosten einer kuhgebundenen Kälberaufzucht müssen so nicht ausschließlich über einen höheren Milchpreis erwirtschaftet werden. Auch der Verkauf von Fleisch erbringt einen Erlös. Ganz nebenbei wird in der Vermarktung so Transparenz geschaffen über den engen Zusammenhang zwischen Milch und Fleisch.