Lichtblick: Mindestalter für Kälbertransporte erhöht

Berlin, 01.12.2021: Ab 2023 dürfen Kälber erst nach Vollendung der vierten Lebenswoche transportiert werden. Dies ist ein Zwischenerfolg, kann aber nur als erster Schritt für den besseren Schutz von Kälbern während Transporten gewertet werden. 

Die geschäftsführende Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) verkündete in ihren letzten Amtstagen die veränderte Tierschutztransportverordnung. Die Novellierung beinhaltet unter anderem strengere Temperaturgrenzen bei Lebendtiertransporten sowie eine Erhöhung des Mindesttransportalters von Kälbern. Bisher werden Kälber bereits nach der zweiten Lebenswoche bis zu 19 Stunden lang transportiert, obwohl dies nachweislich ein Zeitpunkt ist, an dem ihr Immunsystem besonders geschwächt ist. Vom 01.01.2023 an dürfen Kälber erst ab dem 28. Lebenstag transportiert werden. Ab diesem Zeitpunkt ist das Immunsystem der Kälber schon deutlich stabiler. PROVIEH begrüßt diese Novellierung, sieht aber weiterhin Verbesserungsbedarf.
 
“Die Anhebung des Transportalters ist überfällig und aus tierschutzfachlicher Sicht begrüßenswert. PROVIEH fordert die neue Bundesregierung jedoch abermals auf, den Langstreckentransport nicht abgesetzter Kälber gänzlich zu verbieten, weil die Kälber auf der Fahrt nicht getränkt werden können und immunologisch geschwächt sind. Vor diesem Hintergrund kann die neue Transportverordnung nur als Zwischenschritt gewertet werden. Aus tierschutzfachlicher Sicht dürfen Kälber frühestens nach zwölf Wochen transportiert werden, wenn sie nicht mehr von der Milch abhängig sind und auch nur dann, wenn geeignete Trinkvorrichtungen bei den Transporten nachgewiesen sind“, kommentiert Anne Hamester, Fachreferentin für Rinder bei PROVIEH. 
 
Durch das angehobene Transportalter ergeben sich aber auch ernstzunehmende Herausforderungen für die Betriebe, die es zu lösen gilt, damit daraus keine zusätzlichen Risiken für die Kälber resultieren. Die überschüssigen Kälber der Milchviehbetriebe sind bereits heute einem großen Risiko ausgesetzt, nicht hinreichend versorgt zu werden. Die unterirdischen Kälberpreise finanzieren häufig nicht einmal die Kosten für Futter, Arbeitszeit oder aber teure Tierarztbehandlungen. Dadurch sind die Kälber strukturell Vernachlässigung ausgesetzt. Eine verdoppelte Betreuungszeit von dann vier statt zwei Wochen erhöht den Aufwand der Betriebe und kann schlimmstenfalls noch höhere Kälberverluste nach sich ziehen. 
 
PROVIEH fordert die Bundes- und Landespolitik auf, die Betriebe mitzunehmen und praktikable Lösungen für Tierschutzprobleme zu erarbeiten. Sowohl genehmigungsrechtliche als auch finanzielle Mehrbelastungen für die Betriebe müssen aufgefangen werden. Bleibt diese Unterstützung aus, kann die für sich genommene Tierschutzverbesserung ins Gegenteilige umschlagen. Auch die Landwirtschaftskammern sowie einzelne Forschungsinstitute sind alarmiert und haben an das Bundesministerium appelliert, in der systemischen Problematik aktiv zu unterstützen. 

Ansprechperson
Anne Hamester
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