FAQs zur Mutter- und ammengebunden Kälberaufzucht

“Kuh plus Kalb”: gemeinsames Projekt von PROVIEH und den Demeter HeuMilch Bauern

Warum werden Kuh und Kalb nach der Geburt getrennt? 

Die Trennung von Kuh und Kalb geschieht überwiegend aus wirtschaftlichen Aspekten heraus. Die Milch der Kuh soll in den Supermärkten verkauft werden und nicht im Kalb landen. Über 95 Prozent der Kälber werden daher direkt oder kurz nach der Geburt von der Mutter getrennt, um keine Beziehung zwischen den beiden zu fördern und dadurch vermehrten Stress bei der Trennung, beispielsweise nach einigen Tagen, zu vermeiden.

Welche Bedeutung hat die Trennung für die Kuh und das Kalb? 

In freier Natur hätte das Kalb ohne den Schutz seiner Mutter keine Überlebenschance. Auch der soziale Kontakt wie beispielsweise das Belecken nach der Geburt aber auch während der Säugephasen regt die Durchblutung des Kalbes an und führt zu Wohlbefinden und Stressabbau der Tiere. Kühe, deren Kälber nach der Geburt weggenommen werden, reagieren bisweilen sehr unterschiedlich: einige suchen und rufen noch längere Zeit nach ihrem Kalb, andere zeigen wenig bis keine Reaktion auf die Trennung. Besonders Kühe, die auf eine sehr hohe Milchleistung gezüchtet wurden, zeigen zum Teil kaum noch Mutterinstinkte den Kälbern gegenüber.

Kuh und Kalb
© PROVIEH

Welche Formen der kuhgebunden Kälberaufzucht gibt es? 

Es gibt zwei Formen der kuhgebundenen Kälberaufzucht: die Mutter- und die Ammengebundene. Dann unterschiedet man noch nach Art der Aufzucht. Also ob das Kalb permanenten Zugang zur Kuh hat oder nur zu bestimmten Zeiten des Tages, beispielsweise vor oder nach dem Melken. Einige Bauern lassen die Mütter und/oder Ammen über Nacht zu den Kälbern und tagsüber auf die Wiese mit den anderen Kühen. Andere Bauern melken die Mütter und Ammen während der Aufzuchtsphase nicht. Hier zeigt sich der flexible Einsatz dieser alternativen Aufzuchtsmethode. 

Wo genau liegen die Unterschiede zwischen Muttergebundener und Ammengebundener Kälberaufzucht?

Bei der muttergebundenen Kälberaufzucht läuft das Kalb bei der Mutterkuh mit, bei den Ammen können bis zu vier Kälber gesäugt werden. Es gibt auch Ammen, die neben ihrem eigenen Kalb noch ein bis drei fremde Kälber mitsäugen. Und auch bei der rein muttergebundenen Kälberaufzucht kommt es öfter vor, dass Kälber „fremdsäugen“.

Mutter vs. Amme: wie gehen die Tiere damit um? (Also wie kommen Kuh und Kalb damit zurecht, dass es nicht das eigene Kalb ist, das am Euter trinkt, bzw. dass das Kalb bei einer Amme trinken muss) 

Eine pauschale Antwort kann hier nicht gegeben werden da jedes Tier individuell reagiert. Abgesehen von einigen Extremen (es kann auch sein, dass die eigene Mutter ihr Kalb nicht trinken lässt oder das Kalb nicht an der Mutter säugt) kann man sagen, dass nach einer Eingewöhnungszeit von wenigen Tagen die Verbindung Amme/Kalb in der Regel gut ausgeprägt ist.

Eine Kuh und ihr Kalb
© PROVIEH

Was passiert nach der vorgeschriebenen Zeit der kuhgebundenen Aufzucht? Wie ist das Verfahren?

Ziel ist die kuhgebundene Aufzucht über die gesamte Tränkezeit der Kälber aufrecht zu erhalten, also bis zu 4-5 Monate. Um den Betrieben einen Einstieg in diese Form der Aufzucht zu erleichtern und eine gewisse Flexibilität, vor allem in den Wintermonaten, zu ermöglichen, ist der Mindestzeitraum von vier Wochen vorgeschrieben. Danach ist die Tränke der Kälber am Eimer eine Möglichkeit der Aufzucht. 

Wie verläuft das Absetzen?

Jeder Betrieb gestaltet dies individuell. Eine gute Möglichkeit ist es, die Jungtiere zeitweise von den Müttern/Ammen zu trennen und diese Perioden langsam zu steigern. 

Was passiert mit den männlichen Kälbern?

Ein Teil wird in der Region als Kalbfleisch vermarktet, zum Teil bleiben sie auf den Höfen und werden ausgemästet. 

Müssen die männlichen Kälber den Betrieb schon zwei Wochen nach der Geburt verlassen?

Nein. Da die Kriterien für alle Tiere des jeweiligen Hofes gelten, bleiben auch die männlichen Tiere bis zum Zeitpunkt der Vermarktung dort. Die verhindert unnötige (Langstrecken-) Transporte.

Fotos: © PROVIEH e.V.

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