Wenn der Stall zum Inferno wird

Warum der Brandschutz in der industriellen Tierhaltung versagt – und was sich dringend ändern muss 

Immer wieder brennen in Deutschland Stallanlagen – und jedes Mal sterben Tausende Tiere qualvoll in den Flammen. Allein im Sommer 2025 kamen in Ludwigslust und Melle über 10.000 Hühner und Schweine ums Leben. Bereits im Jahr zuvor hatte ein Feuer in Binde rund 20.000 Schweine getötet, und 2021 verbrannten in Alt Tellin sogar 56.000 Tiere. Diese Brände stehen beispielhaft für ein strukturelles Problem: den mangelnden Brandschutz in der industriellen Tierhaltung. 

System mit Brandlücken 

In Deutschland werden jedes Jahr zehntausende Tiere Opfer von Stallbränden. Zwischen 2019 und 2023 wurden fast 11.000 Brandereignisse in Nutztierhaltungen registriert – etwa eine halbe Million Tiere starben dabei. 
Die Ursachen sind vielfältig: veraltete Technik, fehlende Brandabschnitte, mangelnde Löschwasserversorgung – und eine Gesetzeslage, die kaum verbindliche Vorschriften kennt. Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung enthält nur den vagen Hinweis, Tiere seien „vor schädlichen Einflüssen“ zu schützen. 

Hinzu kommt: Viele Betriebe genießen Bestandsschutz. Selbst wenn sie keine Brandmeldeanlagen oder Notausgänge haben, dürfen sie weiter betrieben werden. Kontrollen erfolgen selten unangekündigt, Verstöße bleiben oft folgenlos. 

Fehlende Verantwortung 

Nach Großbränden werden Verfahren meist eingestellt, ohne dass Verantwortliche belangt werden. So auch im Fall der LFD Holding, deren Anlage in Alt Tellin 2021 abbrannte – 56.000 Schweine starben, die Ermittlungen endeten ohne Ergebnis.  

Für Tierschutzorganisationen wie PROVIEH zeigt das: Der Schutz von Tieren wird noch immer nicht gleichrangig mit dem von Menschen behandelt. 

Forderungen für echten Brandschutz 

Gemeinsam mit dem Tierschutznetzwerk „Kräfte bündeln“ fordert PROVIEH klare gesetzliche Vorgaben: 

  • Brandschutz in die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung aufnehmen. 
  • Pflicht zu Brandmeldesystemen, Notausgängen und feuerfesten Brandabschnitten – auch in bestehenden Anlagen. 
  • Kontrollsystem nach TÜV-Vorbild, mit unangekündigten Inspektionen durch unabhängige Stellen. 
  • Betriebsverbot für Ställe ohne Brandschutzkonzept oder mit wiederholten Verstößen. 
  • Bundesweiter Fonds zur Förderung brandschutzgerechter Umbauten. 
  • Anpassung von Bau- und Tierschutzrecht, damit Tierrettung gleichrangig mit dem Personenschutz behandelt wird. 

 Zwischen Verantwortung und Realität 

Politisch ist der Handlungsbedarf erkannt, doch konkrete gesetzliche Schritte stehen noch aus. Der Einbau moderner Brandschutzsysteme kostet Geld – doch das Leid von Tieren in brennenden Ställen zeigt, dass Nichtstun keine Option ist. Ein wirksamer Brandschutz ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für jede Form verantwortungsvoller Tierhaltung. 

Aktuelle Petition

PROVIEH unterstützt die aktuelle Petition an Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) und an die Agrarministerkonferenz:

Für verpflichtenden Brandschutz in Tierhaltungsanlagen – Tiere vor qualvollem Tod bewahren!

Wenn Sie sich dafür einsetzen möchten, dass „Nutztiere“ in Zukunft besser vor Bränden geschützt werden, unterzeichnen Sie die Petition bitte auch und leiten es an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis weiter. Danke!