Wildbienen

Allein in Deutschland gibt es 560 verschiedene Wildbienenarten. Zu ihnen gehören auch die bekannten Hummeln nicht aber die Wespen. Viele Wildbienen sehen der Honigbiene kaum ähnlich. Im Gegensatz zur eusozialen (= staatenbildenden) Honigbiene mit genauer Arbeitsteilung leben die meisten Wildbienenarten einzeln, man bezeichnet sie als Solitär- oder Einsiedlerbienen, es gibt aber auch einige Zwischenlebensformen.

Bestandsentwicklung der Wildbienenarten in Deutschland

Von den 560 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten wurden 555 auf ihre Gefährdung hin überprüft (Rote Liste der Bienen Deutschlands, 2007). Als „Ausgestorben oder Verschollen“ gelten 38 Arten, als „Vom Aussterben bedroht“ 25 Arten, als „Stark gefährdet“ 81 Arten, als „Gefährdet“ 88 Arten, als „Extrem selten“ 24 Arten, als „Gefährdet mit unbekannten Ausmaß“ 33 Arten. Insgesamt gelten also 289 (über 50 Prozent) der Wildbienenarten in Deutschland als ausgestorben oder bestandsgefährdet! Weitere 43 Arten stehen auf der sogenannten Vorwarnliste. Nur 206 Arten gelten als ungefährdet. Bei 17 Arten liegen keine ausreichenden Daten zur Beurteilung vor. Die Situation der Wildbienen hat sich seit der letzten Datenerhebung 1998 nicht verbessert, sondern verschlechtert.

Wildbienen an einem Ast
Wildbienen © Pixabay

Lebensweise von Wildbienen

Insbesondere Solitärbienen haben wegen ihrer geringen Fortpflanzungsrate nur wenige Nachkommen, etwa 10 weibliche Nachkommen pro Biene. Unter ungünstigen Bedingungen überlebt keine von ihnen. Viele Wildbienenarten sind auf ganz bestimmte Niststandorte spezialisiert. Finden sie keine geeigneten Nistplätze, können sie sich nicht vermehren. 70 Prozent der in Deutschland vorkommenden Wildbienen nisten im Erdboden. Einige graben ihre Nester selbst, andere nisten in verlassenen Nestern von Kleinsäugern wie Mäusen. Bevorzugt werden vegetationsarme und sich gut erwärmende, trockene Flächen. Andere Wildbienen bauen ihre Nester an Gestein oder nutzen Felsspalten. Wieder andere nisten in morschem Totholz oder in hohlen oder mit weichem Mark gefüllten Pflanzenstängeln. Einige Arten nisten sogar in Schneckenhäusern.

Bienen ernähren sich von Pollen und Nektar aus Blütenpflanzen. Pollen ist proteinreich und daher wichtigster Bestandteil der Larvennahrung. Der Nektar ist eine zuckrig-wässrige Kohlenhydratquelle und liefert den Bienen Energie. Nur die Honigbienen ernähren sich auch vom sogenannten Honigtau, der von Blattläusen ausgeschieden wird und zucker- und eiweißreich ist.

Verschiedene Bienenarten sind bei der Nahrungssuche unterschiedlich stark auf bestimmte Pflanzenarten oder -gattungen spezialisiert. Hochspezialisierte Bienen fliegen zum Teil nur eine einzige Pflanzenart an. Das tut zum Beispiel die Natternkopf-Mauerbiene, deren Überleben also vom ausreichenden Vorkommen des Natternkopfs abhängt. Unspezialisierte Arten nutzen viele bis alle Blütenpflanzen, wobei bestimmte Pflanzen aber bevorzugt angeflogen werden. Mittlerweile haben alle Bienen das Problem, ausreichend Nahrung und Nistplätze zu finden. Werden zum Beispiel durch frühe Mahd großflächig Blütenpflanzenbestände vernichtet, haben selbst weniger spezialisierte Arten Schwierigkeiten zu überleben.

Wildbienen fliegen in einen Holzstamm
Wildbienen © Pixabay

Bedrohungen für Wildbienen

Alle Bienenarten (inklusive der Hummeln) sind in Deutschland durch die  Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Dieser Schutz umfasst die Verbote, Bienen zu fangen, zu töten, ihre Nistplätze zu beschädigen oder zu zerstören. Diese Art von Schutz reicht allein jedoch bei weitem nicht aus, das Überleben von Wildbienen nachhaltig zu fördern.

Hauptursache für den gravierenden Rückgang vieler Wildbienenarten ist die intensive Landwirtschaft. Auf unterschiedliche Weisen vernichtet sie viele natürliche Nistplätze, verringert das Nahrungsangebot stark und tötet sogar viele Bienen durch den Einsatz von Pestiziden, unter denen die Neonikotinoide schon Massensterben von Bienen verursacht haben. Auch die Forstwirtschaft trägt zur Gefährdung der Wildbienenpopulationen bei, indem Totholzbestände aus den Wäldern entfernt werden. In Privatgärten wird oft sehr auf Ordnung geachtet, und zur Unkrautentfernung werden leider auch Herbizide eingesetzt, die in Baumärkten leicht erhältlich sind. Raum für Wildbienen bleibt dann nicht. Naturnahe Erholungsgebiete werden oftmals übernutzt und lassen wenig Nahrung und Raum für die Wildbienen. Schließlich wirkt sich auch die zunehmende Flächenversieglung negativ auf das Nahrungsangebot für Bienen aus.

Doch es gibt auch natürliche Widrigkeiten, mit denen Bienen zu kämpfen haben. Zum Beispiel kann ein kühler, verregneter Sommer den Fortpflanzungserfolg der Bienen gewaltig mindern, weil Brutzellen verschimmeln und das Sammeln von Pollen erschwert ist.  Besonders Arten, die im Erdboden nisten, leiden an übermäßiger Nässe. Wie alle Arten von Lebewesen haben auch die Bienen oder deren Larven Fressfeinde, die aber nicht bestandsgefährdend sind. Anders sieht die Lage bei der Varroamilbe aus, einem Bienenparasiten, der durch den Menschen mit der asiatischen Honigbiene nach Europa eingeschleppt wurde und dem schon massenhaft heimische Honigbienen zum Opfer gefallen sind. Wildbienen werden von der Varroamilbe nicht befallen.

Ein Bienenhotel aus Steinen und Holz
Ein Bienenhotel © Pixabay

Was kann man tun?

Egal ob Sie einen großen Garten oder einen kleinen Balkon haben: Stellen Sie Insektenhotels oder Nisthilfen aus Ziegeln oder Hölzern mit Löchern auf. Pflanzen Sie Blumen, die für Bienen besonders attraktiv sind und zu unterschiedlichen Zeiten blühen wie zum Beispiel Schachbrettblumen, Lavendel oder Kornblumen. Eine Liste an Blütenpflanzen, die sich gut als Bienenweiden eigenen, finden Sie unter provieh.de/bee-with-me. Generell trägt ein möglichst naturnaher Garten zum Wildbienenschutz bei.

Christine Vogt