Kompoststall versus Spaltenböden

Welche Vorteile bringt die Haltung von Rindern im Kompoststall? 

Rinder gehören auf die Weide. Ihre Physiologie ist an den weichen Grasboden perfekt angepasst. Doch statt des Grasbodens haben die meisten Rinder in der industriellen “Nutz”tierhaltung ihr Leben lang Spaltenboden oder glatte Betonflächen unter sich. Diese sind hart, kalt und wenn die Tiere darauf harnen und koten zudem auch noch extrem rutschig. Eine artgemäße Bewegung ist nicht möglich.  

Bei Kälbern kommen zwar bald verpflichtend Gummiauflagen hinzu, doch auch diese genügen nicht dem Bedürfnis der Tiere nach einer weichen, verformbaren und trockenen Liegefläche. Ab der dritten Lebenswoche dürfen derzeit alle Rinder ausschließlich auf Spalten gehalten werden. Dieses Schicksal erleiden vor allem die männlichen Geschwister der Milchkühe sowie die nicht für die Nachzucht „verwendbaren“ weiblichen, die häufig in engen Buchten gehalten werden, wo die Tiere liegen, laufen und fressen. Diese Haltung belastet ihre Klauen und Gelenke stark, Verdreckung, Liegeschwielen und Stress sind die Folge. Milchkühe in Laufställen haben mehr Platz und liegen in der Regel in abgetrennten Liegeboxen, die mit einer Mischung aus Strohmehl und Kalk eingestreut oder mit dünnen Gummimatten versehen sind. Die Laufflächen werden mit Schiebern von Kot und Harn gereinigt. Das Laufen wird hier häufig zur Rutschpartie. 

Der Kompoststall – eine tiergerechte Alternative  

Sehr viel tiergerechter und dazu auch noch umweltfreundlich, nachhaltig, hygienisch und pro Stallplatz günstiger sind sogenannte Kompostställe. Solche Ställe sind Freilaufställe, bei denen das Substrat zu einem Großteil aus einem Holzsubstrat wie Hackschnitzel oder Sägespäne besteht. Anfallender Kot und Urin werden mit Grubber oder Fräse unter Sauerstoffzufuhr eingearbeitet. So entsteht eine weiche, federnde Liegefläche. Es wird ein Heißrotte-Prozess angestoßen, dessen Endprodukt dann ein Kompost ist, der direkt auf die Felder ausgebracht werden kann und einen idealen Dünger dargestellt. Der Stickstoff wird im Substrat gebunden und kann dadurch mit Langzeitwirkung im Boden wieder mineralisiert werden. 

Der weiche und federnde Untergrund kommt dem Weichbodengänger Rind entgegen. Die Tiere können sich ohne Beschränkungen – anders als in den Liegeboxen – bequem ablegen und schwungvoll wieder aufstehen. Verletzungen durch Nackenrohre, Betonbegrenzungen und Kanten, sowie seitliche Beschränkungen fallen weg. Es kommt viel seltener zu Euter- und Klauenerkrankungen durch den weichen federnden Untergrund. Die Rotte bewirkt zudem, dass Krankheitskeime und Schaderreger durch die hohe Wärmeentwicklung abgetötet werden.   

In Laufställen treten Kühe sich häufig gegenseitig auf Zitzen und Schwanzspitzen. Bei hartem Untergrund sind dann zahlreiche schwere Verletzungen zu verzeichnen. In Kompostställen hingegen können sie ranghöheren Tieren auch sehr viel besser ausweichen, denn es gibt keine Engpässe, wie in vielen Laufställen. Außerdem fallen Tritt-Verletzungen sehr viel geringer aus, da der Untergrund nachgibt und Zitzen und Schwanzspitzen unter den Klauen weggleiten können.    

PROVIEH sieht in den Kompostställen in Kombination mit einer Weidehaltung eine ideale Haltungsform der Zukunft – nicht nur für Milchkühe, sondern gleichfalls für Jungtiere und Mastrinder.  

Kathrin Kofent  

Weiter Infos unter:

https://www.alb-bayern.de/De/Bauen/BauForum/Beratungsblaetter/baf3-tierwohl-liegeflaechen_kompostierungsstall.html

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Beitrag teilen