Hühnerrassen für Selbstversorger

Jede Hühnerrasse hat ihre Stärken

Der „Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter e.V.“ erkennt aktuell rund 100 Hühnerrassen an, was bedeutet, dass diese damit auf Rasse-Ausstellungen in Deutschland präsentiert werden können. Jede dieser Hühnerrassen hat ihre eigenen Stärken. Während sich viele von ihnen für Selbstversorger eignen, gibt es aber auch Rassen, die besonders wenige Eier legen oder eher zu den Zierhühnern mit geringem Fleischansatz zählen und somit für die Selbstversorgung nicht in Frage kommen. Zudem ist zu bedenken, dass unterschiedliche Selbstversorger verschiedene Ansprüche an ihre Hühner stellen und den Hühnern verschiedene Gegebenheiten bieten können, die jedoch nicht immer jeder Hühnerrasse gerecht werden.

Ein Hahn mit seinen Hühnern
Foto: © klimkin/Pixabay.com

Ansprüche, die Selbstversorger an ihre Hühnerrasse stellen können:

  • geringer Futterbedarf
  • geringer Platzbedarf
  • geringer Pflegeaufwand
  • möglichst flugunfähige Hühner
  • möglichst friedliche Hähne
  • robuste Hühner
  • frostharte Hühner
  • viele Eier
  • gute Legeleistung auch im Winter
  • guter Fleischansatz
  • Naturbrüter
  • frohwüchsige Küken
  • schöne Hühner

Ansprüche, die Hühner an ihre Halter haben können:

  • gegen Räuber (Fuchs, Marder, Wiesel) gesicherter Hühnerstall
  • gegen Zugluft und Nässe schützender Hühnerstall
  • großer Freilauf
  • hohe Einfriedung bei einer Einzäunung
  • Fütterung mit passenden Futtermitteln
  • Trennung der Hähne
  • Impfungen
  • Bekämpfung von Parasiten und Erkrankungen
Drei Hühner im Freien
Foto: © meinereterampe/Pixabay.com

Jedem Selbstversorger sein Huhn

Die meisten Selbstversorger wollen robuste Hühner, die wenig Arbeit machen, schön aussehen und Leistung bringen. Viele Hühnerrassen, die entweder empfindlich sind oder viel Pflege brauchen, scheiden somit bereits aus. Es handelt sich dabei teils um Hühnerrassen, die einen zu engen Genpool haben oder um solche, die als reine Zier- und Ausstellungshühner gezüchtet werden. Es wird jedoch jeder Selbstversorger mehrere Hühnerrassen finden, die seinen Anforderungen sehr nahekommen und sich im eigenen Garten wohl fühlen werden.

Wer wenig Platz hat, soll natürlich eine Hühnerrasse wählen, die damit zufrieden ist. Es gibt beispielsweise Großrassen, die wenig Auslauf benötigen oder sogar komplett im Stall gehalten werden können, wenn dieser groß genug ist. Wer jedoch auch im Hühnerstall wenig Platz hat, wählt am besten Zwerghühner. Diese gibt es als Ur-Zwerge und als verzwergte Großrassen. Im Normalfall legen Zwerghühner nicht nur leichtere Eier, sie legen auch weniger Eier, als die Großrassen. Demnach würden Sundheimer Hennen im ersten Legejahr durchaus mehr als 200 Eier schaffen, Zwerg-Sundheimer hingegen nicht. Weiterhin können die meisten Zwerghühnerrassen nicht als Tafelhuhn verwendet werden, sondern dienen nur als Zier- oder Legehuhn. Mit einem ausgestalteten Auslauf fühlen sich die Hühner jedoch am wohlsten.

Wer auf einen geringen Futterbedarf aus ist, der wählt Legerassen, die nicht viel Fleisch ansetzen. Eine Cochin-Henne wird rund vier Kilo schwer, legt aber nur 120 Eier mit jeweils rund 55 Gramm. Das Ramelsloher Huhn kommt auf etwas über zwei Kilo und legt rund 170 Eier im ersten Legejahr, die auf mehr als 50 Gramm kommen. Diese Hühner eignen sich als Tafelhuhn, müssen jedoch als Eierleger keinen schweren Körper ernähren. Wer hingegen auf die Eier verzichtet und sich ein schweres Tafelhuhn wünscht, wird mit Dorkin-Masthähnchen sehr zufrieden sein.

Viele Selbstversorger wollen aber nicht nur, dass etwas auf den Tisch kommt, sie wollen ein schönes Huhn oder alte und bedrohte Rassen erhalten. Westfälische Totleger gibt es als reine Legerasse bereits seit über 400 Jahren. Die „Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V.“ führt sie in der eigenen roten Liste derzeit in der „Vorwarnstufe“. Hier finden sich auch die Vorwerkhühner, die es jedoch erst seit ca. 1912 gibt. Die Ramelsloher werden sogar als „stark gefährdet“ aufgeführt. Hier macht es also Sinn, diese Rassen auch zum Rasseerhalt zu halten. Geht es einem vordergründig um schöne Hühner, dann wären die Zwerg-Wyandotten eine gute Wahl, da es hier ca. 30 Farbschläge gibt. Solange man den passenden Halter findet, kann dieses robuste und gut legende Zwerghuhn in „Wunschfarbe“ gekauft werden.

Ein Hahn breitet seine Flügel aus
Foto: ©karin_van_Duke_Pixabay

Wer jetzt losgeht und sich seine Hühner zur Selbstversorgung zulegt, der sollte bereits wissen, ob er diese nur halten und vielleicht auch vermehren oder richtig züchten möchte. Nur die besten Exemplare werden von Züchtern verwendet. Alle Nachkommen, die nicht „perfekt“  dem Rassestandard entsprechen, werden an normale Halter abgegeben. Für den normalen Hühnerhalter macht es jedoch kaum einen Unterschied, ob der Kamm oder das Gefieder Mängel aufweisen, denn es sind dennoch schöne und dankbare Hühner.

Vor der Anschaffung von Hühnern sollte man sich unbedingt detaillierter mit den Ansprüchen und den Haltungsbestimmungen auseinandersetzen. Nur wenn sich die Hühner in ihrem Heim wohl fühlen und richtig ernährt werden, bedanken sie sich mit einer ansehnlichen Legeleistung. Als Basis für die Unterbringung ist dabei ein artgerecht eingerichteter Hühnerstall besonders wichtig.

Robert Brungert

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