Fragen und Antworten zum Kükentöten:

Seit dem 01.01.2022 ist das Töten der männlichen Küken der Legelinie von Hühnern verboten. Was für Folgen hat das? Und was ist nochmal ein Zweinutzungshuhn? Die wichtigsten Fragen zum Ende des Kükentötens haben wir hier zusammengetragen: 

  1. Wieso wurden Küken bisher überhaupt getötet? 

Ein Huhn kann entweder sehr viele Eier legen oder ein schnelles Muskelwachstum haben. Beides schließt sich genetisch aus. Aus wirtschaftlichen Gründen wurden daher bereits vor 60 Jahren die Hühner in zwei Linien, Lege- und Mastlinie, aufgeteilt. Die einen sind dünn und legen viel, die anderen werden schnell groß und schlachtreif. Die männlichen Küken der Legelinie legen keine Eier und wachsen, da sie die Genetik der Legelinie haben, nicht so schnell, wie die Masthybriden. Daher wurden sie bisher als unwirtschaftlich angesehen und nach dem Schlupf aussortiert und getötet. 

2. Was sind die Alternativen zum Kükentöten? 

Küken im Stall
© Foto: kh-tan-pexel.com

Die Geschlechtsbestimmung im Ei: Eine Möglichkeit besteht darin, bereits im Ei herauszufinden, welches Geschlecht der Embryo und damit das heranwachsende Küken hat. Ist der Embryo männlich, wird das Ei nicht weiter bebrütet, sondern aussortiert. Momentan wird hierfür das sogenannte “endokrinologische Verfahren” genutzt. Dies löst jedoch nicht die leistungsbedingten Probleme unter denen Legehennen leiden, wie Osteoporose und Brustbeinbrüche. Außerdem kann ein Schmerzempfinden des Embryos ab dem 7. Bruttag  nicht ausgeschlossen werden.  
Daher wird ab 2024 das Gesetz zum Verbot des Kükentötens verschärft. Dann sind nur noch Geschlechtsbestimmungsmethoden erlaubt, die vor dem 7. Bruttag anwendbar sind. 

Die  Bruderhahnaufzucht: 
Bruderhähne werden die männlichen Tiere einer Legelinie genannt – also die Brüder der Legehennen – die mit aufgezogen werden.  

Zweinutzungshühner:
Eine weitere Alternative besteht darin, anstatt einer Legelinie sogenannte Zweinutzungshühner zu verwenden. Als Zweinutzungshuhn bezeichnet man Hühnerlinien und -rassen, bei der die Hühner als Legehennen gehalten werden und die Hähne aufgezogen und geschlachtet werden. Diese Hühner haben eine moderatere Eierleistung, als die Legehybriden und meist sind die Eier auch kleiner. Die Zweinutzungshähne wachsen zwar schneller als die Bruderhähne aus der Legelinie, aber langsamer als die Hybrid-Broiler. Die geringeren Leistungen sind ein vielversprechender Ansatz zur Vermeidung leistungsbedingter Probleme. Viele der alten Rassen sind Zweinutzungshühner.

3. Wie werden die Bruderhähne gehalten? 

Bisher gibt es neben dem allgemeinen Teil der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung keine speziellen gesetzlichen Anforderungen zur Haltung der Bruderhähne. Daher haben verschiedene privatwirtschaftliche Institutionen ihre eigenen Regeln aufgestellt. Diese können ganz unterschiedlich ausfallen.

4. Was bedeutet “ohne Kükentöten” auf den Eiern? 

Wenn auf dem Ei “ohne Kükentöten” steht, heißt das nicht automatisch, dass die männlichen Küken aufgezogen werden. Die Eier können auch von Legehennen stammen, deren Brüder durch Geschlechtsbestimmung im Ei als Embryo aussortiert worden sind. 
Daher sollte man beim Kauf auf den Hinweis Bruderhahnaufzucht achten, bei der die männlichen Küken aufgezogen werden. 

5. Wie ist das bei Bio-Eiern? 

Drei Eier auf einem Tisch
© Foto: cup-of-couple – pexels.com

Bisher wurden auch im Bio-Bereich die meisten männlichen Küken nach dem Schlupf getötet. Das endet nun mit dem neuen Gesetz. In der EU-Öko-Basisverordnung finden sich inzwischen Haltungskriterien für Bruderhähne. Die Geschlechtserkennung im Ei ist in der EU-Öko-Verordnung nicht ausgeschlossen, d.h. auch bei Bio-Eiern werden nicht automatisch die Hähne aufgezogen. Bio-Verbände wie Naturland, Bioland und Demeter haben der Geschlechtsbestimmung aber bereits den Rücken gekehrt. Sie setzen auf die Bruderhahnaufzucht und Zweinutzungshühner.  

6. Ist das Töten der männlichen Küken im Ausland erlaubt? 

Ja, bisher sind Deutschland und Frankreich* die ersten Länder, die vollumfänglich aus dem Kükentöten ausgestiegen sind. In Österreich werden lediglich die männlichen Küken im Bio-Bereich nicht mehr getötet. 

*Die Umsetzung muss in Frankreich bis Ende 2022 erfolgen. Die Geschlechtsbestimmung ist erlaubt bis zum 15. Bebrütungstag. Ein Schmerzempfinden des Embryos kann ab dem 7. Tag nicht ausgeschlossen werden.

7. Was ist der Standpunkt von PROVIEH? 

Drei junge Küken
© Foto: congerdesign – pixabay.com

Die Geschlechtsbestimmung im Ei zementiert das bisherige Geflügelwirtschaftssystem und die Nutzung von Hybridlinien, die unter der hohen Leistung leiden. Daher ist die Geschlechtsbestimmung im Ei aus Tierschutzsicht abzulehnen. Übergangsweise ist die tiergerechte Aufzucht der Bruderhähne akzeptabel.  
Für uns gibt es nur einen Weg zu einer tiergerechten Haltung: Die Etablierung von gesunden und robusten Zweinutzungshühnern – auch wenn diese weniger und kleinere Eier legen sowie langsamer Fleisch ansetzen als die Lege- und Masthybriden. PROVIEH setzt sich für gesunde Tiere in einer tiergerechten Haltung mit kleinen Gruppen, Beschäftigungsmaterial und einem strukturierten Auslauf ein.

Fachreferentin Anja Höhne

Anja Höhne

Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft, Schwerpunkt Geflügel
Telefon: 0163. 2315846
E-Mail: hoehne@provieh.de

06.01.2022

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