FAQ – Allgemeine Fragen

Definitionen – Was heißt was?

1. Was heißt eigentlich „kuhgebundene Kälberaufzucht“?

Bei der kuhgebundenen Kälberaufzucht dürfen Kuh und Kalb zusammenbleiben, statt wie in der Milchviehhaltung sonst üblich getrennt zu werden. Das Kalb trinkt Milch aus dem Euter und genießt die Fürsorge der Kuh. Wie die Aufzucht genau gestaltet ist, ist von Hof zu Hof verschieden. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist, ob das Kalb an der eigenen Mutter oder an einer anderen Kuh – genannt Amme – aufgezogen wird. Je nachdem spricht man von muttergebundener oder ammengebundener Kälberaufzucht. Der übergeordnete Begriff für beide Verfahren ist die kuhgebundene Kälberaufzucht.

2. Was ist der Unterschied zwischen muttergebundener und ammengebundener Aufzucht?

Bei der muttergebundenen Kälberaufzucht darf das Kalb nach der Geburt bei seiner eigenen Mutter bleiben und wird von dieser aufgezogen. In der Regel entsteht hier eine sehr enge Bindung zwischen den Tieren. Jede Milchkuh hat die Gelegenheit, ihr eigenes Kalb aufzuziehen und ihren Mutterinstinkt auszuleben.

Bei der ammengebundenen Kälberaufzucht wird das Kalb zeitnah nach der Geburt zu einer Ersatzmutter gebracht, die Amme genannt wird. Diese kümmert sich dann meist um ihr eigenes Kalb und säugt zusätzlich noch ein bis zwei weitere Kälber. Die Bindung zwischen der Kuh und den fremden Kälbern ist nicht so stark wie zum eigenen Kalb. Außerdem können, je nach Umsetzung, nicht alle Kühe, die ein Kalb bekommen haben, Amme werden und ein Kalb versorgen.

3. Was bedeutet getrennte Aufzucht?

Darunter verstehen wir die übliche Aufzuchtmethode in der Milchviehhaltung: Denn hier wächst das Kalb getrennt von der Kuh auf. Dazu gehört die frühe Trennung von Kuh und Kalb unmittelbar nach der Geburt, die zeitweilige Einzelboxenhaltung von Kälbern und die Versorgung mit Milch über einen Eimer oder einen Tränkeautomat. Ein Großteil der Kälber im Alter von wenigen Wochen verkauft und mittels langwieriger Transporte zu spezialisierten Kälbermastbetrieben gebracht.

Grundwissen zu Milch, Kalb und Kuh

1. Wie viele Betriebe mit kuhgebundener Kälberaufzucht gibt es in Deutschland?

Es gibt 54.300 Milchkuhbetriebe in Deutschland – weniger als ein Prozent davon setzt eine kuhgebundene Kälberaufzucht um. Da der Begriff „kuhgebundene Kälberaufzucht“ rechtlich nicht geschützt ist, gibt es keine genauen Angaben. Auf der Übersichtskarte von PROVIEH sind ca. 140 Betriebe verzeichnet. Die meisten der Höfe liegen im Süden Deutschlands, wo es traditionell viel Milchviehhaltung gibt und die Höfe noch kleiner strukturiert sind. Ein Großteil der Betriebe mit kuhgebundener Kälberaufzucht ist bio-zertifiziert.

Rund 60 Betriebe wirtschaften nach den strengen Mindeststandards der Interessengemeinschaft Kuh & Kalb. Dies ist eine anspruchsvolle und kontrollierte Richtlinie zur kuhgebundenen Aufzucht aller Kälber auf einem Milchviehbetrieb. PROVIEH hat die Richtlinie mitentwickelt und empfiehlt diese als Grundlage für den Einkauf.

2. Welches sind die größten Probleme der klassischen getrennten Kälberaufzucht?

Kälber sind im jungen Alter besonders schutzbedürftig und wie alle Rinder Herdentiere. Die Trennung von der Mutter und auch die längere Einzelhaltung ohne Kontakt zu Artgenossen verursachen demnach Stress bei den Jungtieren. Sie erhalten keine Fürsorge und haben keine Gelegenheit, durch den Umgang mit Artgenossen wichtige Verhaltensweisen zu erlernen. Das Nuckeln am Eimer befriedigt das Saugbedürfnis meist nicht ausreichend, weshalb das Kalb in der Folge atypisches Verhalten wie Belecken und Besaugen zeigen kann. Eine unzureichende Aufbereitung der Milchtränke kann zu Durchfallerkrankungen bis hin zum Tod führen.

3. Bleiben alle Kälber auf den Geburtsbetrieben?

Die meisten Kälber werden schnellstmöglich von den Milchviehbetrieben verkauft. Die Kälber der Milchkühe sind Mittel zum Zweck: die Kühe sollen weiter viel Milch geben. Zur Nachzucht weiterer Milchkühe werden nur wenige Kälber gebraucht. Die übrigen Kälber werden daher zur Rindermast genutzt. Die Nachkommen der Hochleistungskühe sind jedoch für die Rindfleisch-Mast weniger gut geeignet, weil sie genetisch alle Energie in Milch statt Fleisch umsetzen. Weil häufig weder Milchviehbetriebe noch Rindermastbetriebe Interesse an den Milchviehkälbern haben, sind die Preise für Kälber niedrig (und nicht kostendeckend). Ein Großteil der Kälber wird exportiert und im Ausland unter widrigen Bedingungen gemästet. Der Transport zu Kälbermastbetrieben findet meist unter unwürdigen Bedingungen statt. Die Kälber können beispielsweise nicht mit Wasser oder Milch versorgt werden und leiden daher unter Hunger und Durst. Für Kälber bedeutet diese Praxis enormen Stress und eine hohe Gefahr von Verletzungen oder Krankheiten.

4. Warum werden Kuh und Kalb normalerweise voneinander getrennt?

Durch die Trennung kann möglichst viel Milch für den Verkauf gemolken werden. Das Kalb bekommt nur das Nötigste. Begründet wird die Praxis auch mit einer besseren Hygiene für das Kalb, da die Kuh sonst Krankheiten übertragen könnte. Die Trennung wird meist schon wenige Stunden nach der Geburt vollzogen, damit Kuh und Kalb noch keine Bindung zueinander aufgebaut haben und die Tiere dabei möglichst wenig Stress empfinden.

5. Warum ist es für Kuh und Kalb besser, wenn sie zusammenbleiben?

Ohne Trennung haben Kuh und Kalb viel mehr Raum, ihren Bedürfnissen nachzugehen und ihr natürliches Verhalten auszuleben. Zum einen kann das Kalb in der Regel so viel Milch trinken, wie es möchte. Die Milch hat eine optimale Trinktemperatur und beim Nuckeln am Euter wird das Saugbedürfnis des Kalbes gut befriedigt. Die Kuh hat das instinktive Bedürfnis, ihren Nachwuchs nach der Geburt zu versorgen und aufzuziehen. Die Fürsorge ist wichtig für das schutzbedürftige Kalb. Durch den Kontakt mit dem älteren Tier lernt das Kalb wichtige Verhaltensweisen etwa im Umgang mit Artgenossen oder in der Stallumgebung. Außerdem frisst das Kalb früher Grünfutter, weil es das Verhalten der Kuh nachahmt. Verwandtschaftliche Beziehungen bleiben auch in der Herde bestehen und zeigen sich durch eine besondere Nähe und Fürsorge der Tiere untereinander. Insgesamt ist die kuhgebundene Kälberaufzucht eine gute Basis für die Gesundheit, Entwicklung und das Wohlbefinden des Kalbes. Damit Kuh und Kalb optimale Bedingungen haben, sollten die Mindeststandards der IG Kuh und Kalb umgesetzt werden.

6. Wie viel Milch trinkt ein Kalb, bis es wirklich satt ist?

Je nach Alter und Kondition trinkt ein Kalb zwischen 8-16 Liter pro Tag, in Spitzenzeiten sogar über 20 Liter. Für die gesamte Aufzuchtphase von mindestens 90 Tagen muss daher mit 1200 – 2000 Liter Milch gerechnet werden, die ein Kalb verbraucht. Normalerweise trinkt ein Kalb mehrmals pro Tag am Euter und nimmt so kleinere Mahlzeiten zu sich. In den ersten Lebenswochen säugt das Kalb etwa achtmal täglich, später sind es noch etwa fünf Tränkezeiten. Bei der getrennten Aufzucht werden die Kälber oft nicht bedarfsgerecht mit Milch versorgt. Häufig wird Milchaustauscher verwendet, welcher nicht die gleiche Qualität und Nährstoffzusammensetzung wie Vollmilch hat. Außerdem bekommen die Kälber in der Regel täglich nur zwei größere Mahlzeiten verabreicht. Besonders kritisch ist es, dass viele Kälber nicht so viel Milch bekommen, wie sie eigentlich brauchen. Eine solche restriktive Fütterung ist in der Milchviehhaltung immer noch weit verbreitet.

7. Wie wird bei der kuhgebundenen Kälberaufzucht sichergestellt, dass nur die Milch verkauft wird, die das Kalb selbst nicht mehr trinken möchte?  

Unsere heutigen Milchkühe geben wesentlich mehr Milch als ein Kalb trinken kann. Je nach Alter und Kondition trinkt ein Kalb zwischen 8-16 Liter pro Tag. Eine Bio-Milchkuh gibt täglich zwischen 20 und 30 Liter Milch. Daher ist es grundsätzlich möglich, dass Milch gemolken wird und das Kalb trotzdem vollständig satt wird. Um das aber auch sicherzustellen, orientieren sich die Landwirt:innen an den natürlichen Bedürfnissen der Tiere. Ab einem Alter von zwei Wochen trinkt ein Kalb natürlicherweise rund fünfmal am Tag für zehn Minuten. So kommen sie insgesamt auf eine Säugezeit von 50 Minuten pro Tag. 

Die Interessengemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht e.V. hat gemeinsam mit PROVIEH einen Mindeststandard entwickelt, der dieses Bedürfnis berücksichtigt. In den Kriterien ist festgehalten, dass das Kalb (wenn möglich) ganztägig Kontakt zur Kuh haben soll und dass der Säugevorgang immer vollständig abgeschlossen werden muss, falls die Tiere auf Grund betrieblicher Gegebenheiten keinen ganztägigen Kontakt haben können.  

Diesen Mindeststandard halten viele Betriebe mit kuhgebundener Kälberaufzucht ein. Sie können sich zertifizieren lassen. Das Einhalten der Vorgaben wird im Rahmen der Bio-Kontrolle von den Bio-Kontrollstellen überprüft.

8. Wie viele Tage, Wochen oder Monate dürfen die Kälber bei der Mutter /Amme trinken? 

Die kuhgebundene Kälberaufzucht ist kein geschützter Begriff. Daher unterscheiden sich die Zeiten, wie lange die Kälber bei den Kühen bleiben je nach Betrieb. Während einige Betriebe die Kälber nur eine Woche bei den Kühen lassen, gewähren andere Betriebe Mutter und Kind bis zu acht Monate. 

Die Interessensgemeinschaft kuhgebundene Kälberaufzucht e.V. hat gemeinsam mit PROVIEH einen Standard für die kuhgebundene Kälberaufzucht entwickelt. Dieser schreibt vor, dass die Kälber mindestens drei Monate kuhgebunden aufwachsen. Ein großer Teil der Betriebe mit kuhgebundener Kälberaufzucht in Deutschland praktiziert diesen Mindeststandard und lässt sich die Einhaltung nach erfolgten Kontrollen zertifizieren. Auf allen zertifizierten Betrieben dürfen Kuh und Kalb also mindestens drei Monate zusammenbleiben.  

9. Warum verwenden einige Betriebe Ammen anstatt der Mutterkuh? 

Je nach Alter und Kondition trinkt ein Kalb zwischen 8-16 Liter pro Tag, in Spitzenzeiten sogar über 20 Liter. Für die gesamte Aufzuchtphase von mindMuttergebundene Kälberaufzucht ist leider leichter gesagt als getan. Unglaublich viele Faktoren beeinflussen den Erfolg und während es auf einigen Betrieben problemlos klappt, haben andere Betriebe Probleme damit. Beispielsweise halten die Kühe wesentlich mehr Milch beim Melken zurück, als das eigene Kalb eigentlich benötigt. Dadurch wird das Euter nicht mehr vollständig entleert und es entstehen Euterentzündungen. Zusätzlich machen Betriebe große Verluste, da kaum Milch zum Verkauf übrigbleibt. Um diese Probleme zu umgehen, verwenden einige Betriebe Ammen. Die Ammen werden dann für die Zeit der Kälberaufzucht nicht gemolken und versorgen dafür mehrere Kälber. Denn unsere heutigen Milchkühe (selbst die Zweinutzungsrassen mit geringerer Milchleistung) geben viel zu viel Milch für ein Kalb. In diesem Filmbeitrag des Guts Wilhelmshöhe erklärt die Betriebsleiterin die Probleme bei der Einführung der muttergebundenen Kälberaufzucht. Einige Betriebe kombinieren auch beide Verfahren, um das Absetzen für Kuh und Kalb leichter zu gestalten, wie zum Beispiel das Hofgut Rengoldshausen. estens 90 Tagen muss daher mit 1200 – 2000 Liter Milch gerechnet werden, die ein Kalb verbraucht. Normalerweise trinkt ein Kalb mehrmals pro Tag am Euter und nimmt so kleinere Mahlzeiten zu sich. In den ersten Lebenswochen säugt das Kalb etwa achtmal täglich, später sind es noch etwa fünf Tränkezeiten. Bei der getrennten Aufzucht werden die Kälber oft nicht bedarfsgerecht mit Milch versorgt. Häufig wird Milchaustauscher verwendet, welcher nicht die gleiche Qualität und Nährstoffzusammensetzung wie Vollmilch hat. Außerdem bekommen die Kälber in der Regel täglich nur zwei größere Mahlzeiten verabreicht. Besonders kritisch ist es, dass viele Kälber nicht so viel Milch bekommen, wie sie eigentlich brauchen. Eine solche restriktive Fütterung ist in der Milchviehhaltung immer noch weit verbreitet.

10. Bleiben Kuh und Kalb bei der kuhgebundenen Kälberaufzucht für immer zusammen? 

Auch in der kuhgebundenen Kälberaufzucht werden Kuh und Kalb getrennt, aber zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt als in der herkömmlichen Haltung. Die kuhgebundene Kälberaufzucht ist der Kompromiss zwischen der natürlichen Verhaltensweise der Tiere und der herkömmlichen Milchproduktion. Hier bleiben die Kälber mindestens für die ersten drei Monate mit ihrer Mutter oder einer Amme zusammen. Je nach Betrieb gibt es ganz individuelle Konzepte. Danach werden die Kälber abgesetzt. Um den Stress für die Tiere so gering wie möglich zu halten, setzen die meisten Betriebe ihre Kälber schrittweise ab. So wird das Kalb zum Beispiel zuerst von der Mutter und dann von der Milch entwöhnt. Aber hundertprozentig stressfrei ist das natürlich auch nicht möglich, da es trotzdem zu einer Trennung kommt. Die weiblichen Tiere werden später wieder in die Herde integriert. Die männlichen Tiere und die weiblichen Tiere, die nicht für die Nachzucht benötigt werden, werden gemästet und später geschlachtet. 

11. Kann ich Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht mit 100 Prozent reinem Gewissen konsumieren? 

Leider hat unsere Essenswahl, ob pflanzlich oder tierisch, immer eine Auswirkung auf andere Lebewesen. Mit dem Konsum von tierischen Produkten, egal ob Fleisch-, Milch- oder Eiprodukte, ist nahezu immer verbunden, dass die Tiere entsprechend der menschlichen Entscheidungen genutzt und am Ende getötet werden. Aber durch die bewusste Wahl von Produkten können wir Betriebe unterstützen, die sich bestmöglich für eine artgemäße Haltung der Tiere und einen regenerativen Umgang mit der Natur einsetzen. 

In der Natur würde die Kuh ihr Kalb erst nach acht bis zwölf Monaten absetzen (weibliche Kälber etwas früher, männliche etwas später). Bis zu diesem Zeitpunkt trinken die Kälber noch kleine Mengen Milch und nehmen zusätzlich Raufutter wie Gras auf. Während die weiblichen Kälber in der Herde bleiben und lebenslange Beziehungen mit ihren Müttern pflegen, verlassen die Bullen in diesem Alter die Herde.  

Die herkömmliche Milchproduktion (konventionell und bio) ist am weitesten von dem natürlichen Verhalten entfernt. Hier werden die Kälber unmittelbar nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Durch die unmittelbare Trennung haben die Tiere keine Möglichkeit, eine enge Bindung miteinander aufzubauen und erhalten in der konventionellen Haltung, nach der Gabe der für das Immunsystem unerlässlichen Kolostralmilch, häufig nur Milchaustauscher statt der Muttermilch. Es findet keine gemeinsame Haltung und Aufzucht statt. 

Die kuhgebundene Kälberaufzucht ist der Kompromiss zwischen der natürlichen Verhaltensweise und der herkömmlichen Milchproduktion. Hier bleiben die Kälber mindestens für die ersten drei Monate mit ihrer Mutter oder einer Amme zusammen. Einige Betriebe gehen hier aber wesentlich weiter und lassen die Kälber teilweise für sechs oder acht Monate mit den Kühen zusammen. Einige weibliche Tiere werden später wieder in die Herde integriert und werden selbst zu Milchkühen. Die männlichen Tiere und die weiblichen Tiere, die nicht für die Nachzucht benötigt werden, werden gemästet und später geschlachtet. Denn um Milch zu geben, muss eine Kuh jedes Jahr ein Kalb bekommen. Folglich führt der Konsum von Milchprodukten immer dazu, dass auch Fleisch entsteht. 

In der kuhgebundenen Kälberaufzucht werden die Bedürfnisse von Kuh und Kalb wesentlich besser erfüllt als in der herkömmlichen Milchviehhaltung. In der Natur würde das Kalb aber über einen wesentlich längeren Zeitraum von der Kuh entwöhnt werden. Leider wären nur die allerwenigsten Menschen bereit, die Kosten einer solchen Aufzuchtsform auch zu bezahlen. So müssen die Betriebe hier einen Kompromiss eingehen.   

Einkaufen – Milch und Co. von Kuh und Kalb

1. Warum kosten Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht mehr als gewöhnliche Milchprodukte?

Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht kosten meist etwas mehr als handelsübliche Milchprodukte. Aus gutem Grund! Die Kälber dürfen nämlich so viel Milch trinken, wie sie möchten. Und das ist eine ganze Menge. Zusätzlich hält die Kuh noch Milch im Melkstand zurück, die sie lieber ihrem Kalb geben möchte. Insgesamt kann also nicht mehr so viel Milch verkauft werden. Außerdem sind bei der Umstellung oft Umbauten oder sogar ein Stallneubau notwendig, um Kuh und Kalb zukünftig zusammenzulassen. Diese ganzen Kosten müssen zum Teil durch einen höheren Milchpreis finanziert werden. Wer also Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht kauft, kann Höfe aktiv dabei unterstützen, ihren Tieren gute Haltungsbedingungen zu schaffen.

2. Wo kann ich Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht kaufen?

Produkte aus mutter- und ammengebundener Kälberaufzucht sind immer mehr in Supermärkten, Bioläden und auf Wochenmärkten verfügbar. Das ist ein großer Erfolg. Auf dieser Karte können Sie einsehen, welche Betriebe in Ihrer Nähe kuhgebundene Kälberaufzucht praktizieren und eine Direktvermarktung ihrer Produkte anbieten.

3. Woran erkenne ich Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht?

Es gibt bereits verschiedene Marken für Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht. Einige Beispiele:

  • „Elternzeit für Kühe“ der Erzeugergemeinschaft De Ökomelkburen im Raum Hamburg
  • Siegel „Zeit-zu-zweit“ der Erzeugergemeinschaft Demeter HeuMilchBauern aus Baden-Würtemberg/Bayern
kuhpluskalb - Siegel
Logo Ökomelkburen
4. Gibt es eine Kontrolle für Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht?

Das Siegel „Zeit-zu-Zweit“ der Demeter HeuMilch Bauern wurde bisher von PROVIEH kontrolliert. Als Basis gelten die Mindeststandards der IG Kuh&Kalb.
Um möglichst einheitliche Standards für die kuhgebundene Kälberaufzucht durchzusetzen, haben sich 2021 verschiedene Initiativen zusammengeschlossen und die Interessensgemeinschaft (IG) kuhgebundene Kälberaufzucht gegründet. Auf Grundlage der gemeinsamen Mindestkriterien gibt es seit August 2022 eine bioverbandsübergreifende Zertifizierung von kuhgebundener Kälberaufzucht. Sowohl Milch- als auch Fleischprodukte können nach erfolgreicher Kontrolle mit einem Schriftzug gekennzeichnet werden: „Zertifiziert nach den Kriterien der Interessensgemeinschaft Kuh&Kalb“
.

5. Kann ich Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht auch online bestellen?

Ja, das geht. Hier findest du eine Übersicht über verschiedene Onlineshops. Auch Abokisten, die Produkte nach Hause liefern, sind hier gelistet.

6. Warum lassen nicht alle Höfe Kuh und Kalb zusammen?

Das wüssten wir auch gerne… 😊. Tatsächlich ist es nicht damit getan, Kuh und Kalb einfach zusammenzulassen. Ob bei der Gestaltung des Stalls, den veränderten Tagesabläufen oder den erhöhten Aufzuchtkosten: Viele Faktoren müssen bedacht werden, damit eine kuhgebundene Kälberaufzucht den Tieren wirklich guttut und auch finanziell tragbar ist. Daher braucht es Landwirt:innen, die bereit sind, Energie, Zeit und Geld in den Umstellungsprozess zu stecken. Denn letztendlich bedeutet die kuhgebundene Kälberaufzucht auch immer einen Ausstieg aus der klassischen Milchviehaufzucht. Damit das möglich ist, braucht es Konsument:innen die bereit sind einen höheren Preis für die Produkte an der Ladentheke zu bezahlen.

7. Wie kann ich zur Verbreitung der kuhgebundenen Kälberaufzucht beitragen?

Kaufe Produkte aus kuhgebundener Kälberaufzucht. Je mehr Menschen bereit sind, einen angemessenen Preis zu zahlen, damit Kuh und Kalb zusammenbleiben, desto mehr Höfe können sich eine Umstellung leisten. Nur so kann eine Abkehr vom bisherigen System der Milcherzeugung gelingen. Denn hinter günstigen Preisen steckt meist Tierleid und nicht glückliche Kühe, wie es die Verpackungen vieler Produkte versprechen.

8. Wo finde ich als Landwirt:in Informationen oder Beratung zur kuhgebundenen Kälberaufzucht?

Informationen gibt es auf unserer Seite unter Fachinfos. Weitere Fachinformationen finden sich im  Praxisleitfaden für Kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung des EIP-Projektes Kuhgebundene Kälberaufzucht und im Merkblatt zur mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung vom FiBL.

9. Wie setzt sich PROVIEH dafür ein, dass Kuh und Kalb zusammenbleiben?

Als Deutschlands älteste Organisation für Nutztierschutz sind wir nicht grundsätzlich gegen Tierhaltung, sondern wollen, dass Tiere möglichst artgemäß gehalten werden. Daher setzen wir uns schon seit ein paar Jahren dafür ein, dass Kuh und Kalb zusammenbleiben. Unsere Arbeit gliedert sich in drei Bereiche:

  1. Wissensvermittlung zur Milchviehhaltung allgemein und insbesondere zu den Problemen der klassischen Kälberaufzucht
  2. Informationsverbreitung zur kuhgebundenen Kälberaufzucht über Info-Material, Artikel sowie Social Media, Workshops und Veranstaltungen
  3. Vernetzung mit Landwirt:innen, Verarbeitung und Handel zu kuhgebundener Kälberaufzucht, mit einem Fokus auf Tierschutz und Umsetzung von Mindeststandards in der Aufzucht

So bieten wir etwa auf unserer Webseite eine Übersicht zu kuhgebundener Kälberaufzucht oder stellen Informationsmaterial für die Auslage in Läden und Infoständen bereit. Seit 2019 kooperieren wir auch mit den Demeter HeuMilch Bauern, die als Erzeugergemeinschaft die kuhgebundene Kälberaufzucht umsetzen.

Beitrag teilen