Kundgebung in Schwerin

Nie wieder Alt Tellin!

Schwerin, 15.04.2021: PROVIEH demonstriert heute vor dem Landtag in Schwerin gegen einen Wiederaufbau der Schweinezuchtanlage in Alt Tellin. Die Anlage, in der ca. 57.000 Schweine gehalten wurden, war am 30.03.2021 vollständig abgebrannt. PROVIEH fordert ein generelles Ende von Anlagen dieser Art und Größenordnung und einen sofortigen Entzug der Betriebsgenehmigung für die Schweinezuchtanlage in Alt Tellin. 
 
Selbst Minister Till Backhaus hatte gestern in der aktuellen Stunde des Landtags festgestellt, dass das Brandschutzkonzept in der Alt Telliner Anlage nicht funktioniert hat und forderte, dass industrielle Tierhaltungsanlagen dieser Größenordnung in Mecklenburg-Vorpommern keine Zukunft mehr haben dürfen. Backhaus gab an, mit dem Betreiber der abgebrannten Anlage einen Sieben-Punkte-Plan erarbeitet zu haben, der unter anderem vorsieht, dass die Anlage in dieser Form nicht mehr errichtet wird. Stattdessen soll gemeinsam mit dem Betreiber in einem Beirat der Modellstall der Zukunft, der so genannte “Stall 4.0”, erarbeitet werden.

Hierzu Patrick Müller, Hauptstadtreferent von PROVIEH: „Dass ausgerechnet das Unternehmen, das in Deutschland mehrere Schweinezuchtanlagen betreibt und in der Vergangenheit seine besondere Unzuverlässigkeit und Gnadenlosigkeit gegenüber Lebewesen bewiesen hat, den Modellstall der Zukunft mitentwickeln soll, ist absurd. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Landwirte, die sich um eine tierschutzgerechte Schweinehaltung bemühen. Statt den Schulterschluss mit diesem Betreiber zu suchen, sollten diesem im Gegenteil alle Genehmigungen für Schweinehaltungsanlagen entzogen werden.”

Auf einer Demonstration
© PROVIEH

Der Brand in Alt Tellin hat gezeigt: Anlagen dieser Größenordnung sind nicht beherrschbar. Solche Tierfabriken dürfen deshalb nie wieder genehmigt werden – bestehende Genehmigungen müssen zurückgenommen werden! Dafür demonstrieren heute Tier- und Umweltschutzorganisationen in Schwerin gemeinsam vor dem Landtag. Aufgerufen zu der Kundgebung hatten die Landesverbände des BUND und des Tierschutzbunds Mecklenburg-Vorpommern. 

Hintergrund:
Die abgebrannte Anlage (PROVIEH berichtete), welche zu den größten in ganz Europa gehörte, wurde erst vor 10 Jahren von dem Großinvestor Adrianus Straathof gebaut und in Betrieb genommen. Am 30.03.2021 brannten alle 18 Ställe ab, es konnten nur wenige der etwa 57.000 gehaltenen Tiere und die Biogasanlage gerettet werden. Ermittelt wird wegen fahrlässiger Brandstiftung, es wird dabei von einem technischen Defekt ausgegangen. Die Anlage in Alt Tellin stand von Beginn an in der Kritik – u.a. wegen des aus Sicht von Umwelt- und Tierschutzverbänden mangelhaften Brandschutzes: Eine Klage des BUND gegen die Genehmigung läuft bis heute. Aber auch Behörden selbst verhängten immer wieder Geldstrafen gegen die Betreiber, unter anderem wegen Schwarzbauten, Nichteinhaltung von Auflagen und Tierschutzverstößen. Insgesamt gab es in den Jahren 2011-2014 über einhundert Verstöße gegen Auflagen – es wurden insgesamt Ordnungsgelder von über 100.000 € verhängt. Letztlich erhielt der Investor ein bundesweit gültiges Tierhaltungsverbot. Die Anlage wurde in der Folge an eine Schweizer Aktiengesellschaft verkauft, die „Terra-Grundwerte AG“. Trotz Eigentümerwechsel gingen die Probleme weiter. So war die Anlage u.a. 2019 erneut in den Schlagzeilen, weil auf Grund einer defekten Lüftungsanlage 1.000 Schweine erstickt waren. Der Betrieb der Anlage lief jedoch ungebremst weiter. Bis sich jetzt gezeigt hat, wie unzureichend das Brandschutzkonzept tatsächlich war. Der Brand verweist wieder einmal auf Grundprobleme, die mit einer nur auf Größenwachstum ausgerichteten Intensivtierhaltung verbunden sind.

Auf einer Demonstration
© PROVIEH



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15.05.21

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