Ende des Kükentötens – nötiger Systemwechsel weiter verschleppt


Berlin, 28.05.2021: Das Gesetz zum Verbot des Kükentötens wurde letzte Woche vom Bundestag beschlossen und heute endgültig vom Bundesrat abgesegnet. Das jahrelang durchgeführte Kükentöten wird damit beendet. Auch wenn das Verbot des Kükentötens gerne als Meilenstein für den Tierschutz verkauft wird, kritisiert PROVIEH: Bilder von flauschigen Küken, die getötet werden, verschwinden zwar, aber Legehennen und Masthühner leiden weiter an der Hochleistungszucht.

Männliche Küken aus Hybridlinien sollen nun nicht mehr vergast, sondern bereits im Ei aussortiert werden. Das Problem des Kükentötens entstand durch die Trennung der Lege- und Mastlinien in der Hühnerzucht. So entstanden rasant wachsende Masthühner und Legehennen, die in einem Jahr 300 Eier produzieren. Da die männlichen Legehybriden keine Eier legen und nicht so schnell Fleisch ansetzen wie die dafür gezüchteten Masthühner, sind sie bislang als unwirtschaftliches “Nebenprodukt” angefallen, das am ersten Tag getötet wurde.
Dazu Mareike Petersen, PROVIEH-Fachreferentin für Geflügel: “Das Kükentöten ist zwar nun verboten, aber das Grundproblem wird nicht einmal im Ansatz angegangen: Die auf Hochleistung gezüchteten getrennten Zuchtlinien führen zu schweren leistungsbedingten Krankheiten. Legehennen erkranken oft an Osteoporose und Brustbeindeformationen und Masthühner leiden an Beinerkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen. Wirtschaft und Politik müssen die Geflügelhaltung grundlegend neu denken. Die Zukunft liegt in der Haltung von Zweinutzungshühnern.”

Doch genau hier liegt das Problem. Obwohl das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sich immer öfter mit der Förderung von Zweinutzungshühnern schmückt, wurden bisher gerade einmal 2 Millionen Euro in die Haltung und nur 4,7 Millionen Euro in die Züchtung neuer Zweinutzungslinien investiert. Dabei wäre eine höhere Förderung dringend nötig. Denn Zweinutzungshühner legen zwar weniger Eier und setzen langsamer Fleisch an, dafür sind sie robuster und beide Geschlechter können gehalten werden. Daher sind diese Tiere die einzig echte Alternative zum Kükentöten. Als Lösung präsentiert die Regierung stattdessen vorwiegend die Geschlechtsbestimmung im Ei, bei der die männlichen Embryonen vor dem Schlupf getötet werden. Auch die Bruderhahnaufzucht, bei der die Hähne der Legelinie gemästet werden,kann nur eine Übergangslösung sein. Da es keine gesetzlichen Haltungsvorschriften für die Bruderhähne gibt, ist nicht sichergestellt, dass sie tiergerecht aufgezogen werden. Hier muss also dringend nachgebessert werden. Keines dieser Verfahren löst jedoch das grundlegende Problem der getrennten Zuchtlinien und der Hochleistung.


Ansprechpartnerin
Mareike Petersen
Fachreferentin für Geflügel
Mail: m.petersen@provieh.de

Pressestelle
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