Umwelt

Klima und Tierhaltung 

Warum die industrielle Nutztierhaltung heute dem Klima, der Umwelt, dem Kampf gegen den Hunger und unserer Gesundheit schadet 

PROVIEH setzt sich für eine artgemäße und nachhaltige Tierhaltung ein, die mit dem Schutz von Umwelt und Klima verträglich ist. Die derzeitige industrielle Intensivtierhaltung belastet neben den Tieren zeitgleich Umwelt und Klima sowie auch viele Menschen auf der Erde immens. Deshalb fordert PROVIEH den Umbau und gleichzeitig den Abbau von Tierbeständen, um primär eine tiergerechte und zeitgleich umweltverträgliche Form der Tierhaltung zu erreichen. 

Klima  

Die menschengemachte Klimakrise gehört zu den größten Herausforderungen, die wir als Menschen bislang zu lösen hatten. Seit der Industrialisierung produziert die Menschheit und insbesondere der globale Norden immer mehr Treibhausgase und heizt hierdurch die Erdatmosphäre an. Das Pariser Klimaziel von 1,5 Grad ist bereits kaum noch zu erreichen, heute ist gar die Erwärmung von 2 Grad wahrscheinlich – mit katastrophalen Folgen für zukünftige Generationen. 

Die industrielle Tierhaltung gehört neben dem Energiesektor und dem Verkehr zu den größten Treibhausgas-Verursachern. Weltweit sind 14,5 Prozent aller Treibhausgase auf die Nutztierhaltung zurückzuführen1. Zum einen werden große Mengen Futtermittel und Ressourcen für die Haltung benötigt, die ihrerseits Klimagase erzeugen. Ein besonderes Problem ist die Rodung von Wäldern für die Ausdehnung von Weide- und Ackerflächen. Für den enormen Bedarf der Nutztiere an Getreide, Mais und Soja werden riesige Waldflächen zu Ackerflächen umgebrochen – und Unmengen an zuvor gebundenem CO2 freigesetzt. Zum anderen erzeugen die Tiere selbst klimaschädliche Gase: CO2, Methan und Lachgas sind die Wichtigsten. Der größte Eintrag kommt von Rindern: beim Wiederkäuen rülpsen sie Methan aus. Dieses ist 25-mal so klimaschädlich wie CO2 und führt hierdurch zu einer starken Klimabelastung2

Um das Klima zu schützen, muss die Nutztierhaltung nachhaltiger werden und drastisch reduziert werden. 

Umwelt  

Neben dem Klimawandel ist auch bei anderen sogenannten planetaren Grenzen die industrielle Nutztierhaltung ein starker Treiber. Mit “planetaren Grenzen” sind die ökologischen Grenzen der Erde gemeint, deren Überschreitung die Stabilität des weltweiten Ökosystems und damit die Lebensgrundlagen der Menschheit gefährdet. Rückgang der Biodiversität, die Versauerung der Ozeane, Nährstoffüberschüsse und Auslaugung der Böden weltweit gehen zu großen Teilen auf die Landwirtschaft und im Besonderen auf die industrielle Nutztierhaltung zurück. Die planetaren Grenzen zeigen hier, dass die Funktionskreisläufe auf der Erde stark bedroht sind – mit katastrophalen Folgen für uns Menschen. 

Monokulturen, Abbau von Wäldern, enormer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger und der hiermit zusammenhängende Rückgang an Biodiversität, das heißt an Pflanzen- und Tierarten hängen stark mit der heutigen Form von Landwirtschaft zusammen. 

Um die Umwelt zu schützen, muss Tierhaltung stark reduziert werden und Landwirtschaft insgesamt nachhaltiger, ökologischer und ressourcenschonender werden. Und dies ist möglich! 

Hunger  

Auch die Menschheit leidet unter den heutigen Formen der Nahrungsmittelerzeugung und ihrer Verteilung. In den letzten Jahren hat der Hunger, die Unter- und Fehlernährung wieder stark zugenommen.  Während die Futtertröge von knapp 82 Milliarden Nutztieren gefüllt sind, bleiben mehr als 82 Millionen Teller leer. Flächen für die Nahrungsmittelproduktion stehen in Konkurrenz mit der Futtermittelproduktion. Bei landwirtschaftlichen nutzbaren Flächen muss Grün- und Ackerland unterschieden werden. Das Grünland ist nur über Wiederkäuer als Nahrungsmittelgrundlage erschließbar. Auf Ackerflächen können jedoch Futtermittel oder Nahrungsmittel angebaut werden. Und weltweit werden heute auf 60 Prozent aller Ackerflächen Futtermittel angebaut: Mais, Getreide und Soja für die Futtertröge3. Fleisch, Milch und Eier über den Umweg dieser Futtermittel herzustellen, führt zu einem gewaltigen Kalorienverlust. Die Umwandlungsrate von pflanzlichen in tierische Kalorien schwankt im Idealfall zwischen 2:1 bei Geflügel, 3:1 bei Schweinen, Zuchtfischen, Milch und Eiern und 7:1 bei Rindern.

Um weltweit und auch zukünftig alle Menschen gesund und ausgewogen zu ernähren, müssen mehr Flächen für die nachhaltige Nahrungsmittelproduktion erschlossen werden. Die Konsequenz: es müssen in Zukunft weniger Nutztiere gehalten (und gefüttert) werden. 

Gesundheit  

Menschen (im globalen Norden) essen zu viel tierische Produkte. In Deutschland sind es durchschnittlich fast 60 Kilogramm Fleisch und 86 Kilogramm Milch, Käse, Butter und Sahne und 235 Eier pro Jahr. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass dieser hohe Anteil tierischer Produkte ungesund ist und viele der wesentlichen „Volkskrankheiten“ wie Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht und auch Krebs mit der Menge an tierischen Lebensmitteln zusammenhängen4.  

Um ein langes und gesundes Leben zu fördern, muss der Konsum tierischer Lebensmittel stark reduziert werden. Eine vielseitige pflanzlich basierte Ernährung ist gesünder! 

PROVIEH setzt sich für einen Umbau und einen Abbau von Tierhaltung ein 

In Deutschland allein werden jährlich mehr als 700 Millionen Tiere gehalten. 11 Millionen Rinder, 24 Millionen Schweine, 1,8 Millionen Schafe und ganze 173 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse werden in Deutschland gehalten. Ein solches Niveau können wir uns zukünftig nicht mehr leisten: Erstens ist in diesem Umfang keine tiergerechte Haltung möglich, in der Bedürfnisse und Verhaltensweisen von Tieren geachtet sind. Zweitens werden Umwelt, Klima und Menschen weltweit durch die Intensivtierhaltung extrem belastet. 

  • PROVIEH setzt sich in erster Linie für einen Umbau der Tierhaltung ein
  • Zeitgleich setzt sich PROVIEH für eine Form der Tierhaltung ein, die Umwelt, Klima und Menschen schützt.  

Der heutige Umfang der industrielle Tierhaltung ist mit beiden Zielsetzungen nicht vereinbar. 

Warum der Abbau der Tierhaltung notwendig ist 

  1. Für den Tierschutz 

Für eine tierschützende und schonende Form der Tierhaltung müssen Tierbestände stark sinken, um den Tieren den Platz und die Struktur im Stall, den Auslauf und Ressourcen für Futter, Einstreu und Betreuung zu geben, die sie brauchen. Um Tiere unter Achtung ihrer arteigenen Bedürfnisse und Verhaltensweisen, mit einer guten Betreuung und Wertschätzung zu halten, muss sich die Form der Tierhaltung drastisch ändern und die Anzahl von Tieren in einem Stall stark reduzieren. 

  1. Für die Umwelt und das Klima 

Mit Blick auf den Einfluss der industriellen Tierhaltung auf das Klima, die Umwelt, die Biodiversität und aller planetaren Grenzen muss die Tierhaltung stark abgebaut werden und der Konsum von tierischen Produkten signifikant sinken. 

Die Empfehlungen des Weltklimarates (IPCC) sprechen sich für eine Halbierung der weltweiten Nutztierhaltung aus5. Etliche wissenschaftliche Empfehlungen bestätigen diese Notwendigkeit. Um das 2-Grad-Ziel zu erreichen, ist die Halbierung des Nutztierbestandes bis 2035 notwendig6

  1. Für die Landwirtschafts- und Ernährungssicherung 

Die Landwirtschaft ist auf der einen Seite Mitverursacher des Klimawandels. Gleichzeitig gehört sie zu den stärksten und ersten leidtragenden Sektoren. Extremwetter wie Starkregen und Hagel, Dürren, stark veränderte Temperaturen und Fluten führen schon jetzt zu Ertragseinbußen und vielerorts zu Ernteausfällen. Die Landwirtschaft und die globale wie regionale Ernährungssicherung hängen somit stark von der Begrenzung des Klimawandels ab7

Die Landwirtschaft muss aber nicht ein Treiber des Klimawandels sein. Die Landwirtschaft hat auch ein enormes Potenzial zum Klimaschutz und zum Begrenzen der Treibhausgasemissionen. Denn landwirtschaftliche Flächen speichern genauso wie Wälder und auch unsere Ozeane große Mengen an CO2. Der Schutz von Mooren und von Grünland sowie der flächendeckende Aufbau von Humus, also der organischen, lebendigen Schicht im Boden, sind enorme Potenziale, um den Klimawandel zu bremsen8

Was kann ich tun? 

Für die eigenen Ziele empfiehlt es sich immer entsprechend zu wählen, sich politisch zu engagieren, auf die Straße zu gehen und sich bei Interessenvertretungen, im eigenen Umfeld und lokalen Politiker:innen für die Sache einzusetzen. Außerdem können wir mit unseren Konsumentscheidungen zu einem Wandel beitragen. Um Tiere, Umwelt und Klima sowie Menschen zu schützen, empfiehlt sich ein hoher Anteil regionaler pflanzlich basierter Lebensmittel und ein moderater Anteil tierischer Lebensmittel aus besseren Haltungsformen. 

Der weltweite Abbau der Tierhaltung liegt jedoch nicht in der Verantwortung der oder des Einzelnen. Dieser Abbau von Tierbeständen weltweit ist Aufgabe der Politik: sie trägt mit großen politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Entscheidungen die Verantwortung, dass das Klima, die Umwelt, die Gesundheit und die Versorgung aller Menschen geschützt sind. Hierfür braucht es zum einen ein konsequentes und gemeinsames Vorgehen der internationalen Staatengemeinschaft und zum anderen ein eigenverantwortliches Handeln aller Staaten, vor allem im globalen Norden.