Biohof Peitz

Irgendwo in Mecklenburg

Irgendwo in Mecklenburg liegt versteckt hinter Schlehenhecken und bewaldeten Hügeln der Biohof Peitz. Mitten in der Mecklenburgischen Schweiz dürfen die sympatischen Uckermärker Rinder weiden. PROVIEH hat den Hof besucht und mit Mirja Peitz gesprochen. Ihre Aufgabe auf dem Hof ist hauptsächlich die Vermarktung der tierischen Produkte, die im eigenen Hofladen oder an den beliebten Hoftagen zu erwerben sind. Mirja hat in Kiel Agrarwirtschaft studiert und arbeitet außerdem in der Landschaftspflege.  

Liebe Frau Peitz, seit wann besteht Ihr Familienbetrieb und wann haben Sie sich für die Mutterkuhhaltung entschieden?  

Die Urgroßeltern meines Mannes, Thomas Peitz, stammen ursprünglich aus Westfalen. Nachdem sie kurze Zeit in Lübeck auf einem landwirtschaftlichen Betrieb lebten, kauften sie 1933 den neu gebauten Hof in Klocksin von einer Siedlungsgesellschaft. Die Uroma, Gärtnerin von Beruf und der Uropa, Journalist, gründeten den landwirtschaftlichen Betrieb. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm ihn Thomas Opa, Peter Peitz. Als letzter Landwirt in unserer Gegend trat Peter Peitz 1961 in die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) ein und der Hof wurde zwangskollektiviert. Seit der Wende führt Gerhard Peitz den Hof als Biobetrieb mit Mutterkuhhaltung und Grünlandbewirtschaftung; seit 2002 in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Thomas.  

Was macht Ihre Rinderhaltung so besonders?  

Eine Kuhweide
© PROVIEH

Unsere Mutterkühe werden ganzjährig auf großen extensiven Grünlandflächen mit einem hohen Wildkräuteranteil gehalten. Im Winter füttern wir nur eigene Grassilage und Heu. Da die Milch nur fürs Kalb ist, müssen die Jungtiere nicht mit Kraftfutter zu gefüttert werden. Die Befruchtung der Rinder erfolgt durch unseren Bullen per Natursprung. Die Herde kann das ganze Jahr ihrem natürlichen Verhalten nachgehen. Wir können oft beobachten, wie sie gesammelt wandert. Sind die ersten Kälber ein paar Tage alt, entstehen richtige „Kindergärten“. Die ältesten Kälber bilden zum Herbst hin Jugendgangs. Sie suchen nach Schlupflöchern, um auszubüxen und streunen herum, als wenn sie Streiche aushecken. Zu herrlich! Traurig, dass ich dies als „Besonderheit“ angebe – es sollte die Normalität sein. Die Mastfärsen haben ganz in der Nähe einen großen Laufstall mit Stroh, wo sie im Winter täglich mit Heu und Silage gefüttert werden. Sie haben angrenzend an den Stall große Weideflächen und immer die Möglichkeit draußen zu laufen.  

Laufen auch Bullen mit in der Herde? Wie ist das Sozialgefüge?  

Für rund acht Monate läuft unser Hartwig in der großen Herde mit 80 Kühen und ihren Kälbern mit. Ab diesem Jahr wird ein zweiter Bulle ihn unterstützen. Dann gibt es eine kleine Herde mit Färsen, die zusammen mit einem jungen Bullen laufen. Dieser Bulle ist noch nicht so schwer wie Hartwig und besser für die jungen Rinder geeignet. Unsere Mastfärsen laufen ohne Bullen, da sie trächtig nicht geschlachtet werden dürfen.  

Welche Rinderrasse halten Sie?  

Unsere Herde besteht zu 90 Prozent aus Uckermärkern. Das ist eine junge Fleischrindrasse, die in der DDR gezüchtet wurde. Die Kühe haben eine gute Muttereigenschaft. Sie sind dazu robust, besitzen eine hervorragende Fleischqualität und kommen mit dem hiesigen Klima prima zurecht.  

Ein Kalb und eine Kuh auf einer Wiese
© PROVIEH

Einige Ihrer Rinder tragen Hörner, andere nicht – warum? Wie stehen Sie zum Enthornen?  

Die Rinder ohne Hörner sind entweder genetisch hornlos oder haben ihre Hörner verloren. Das kommt hin und wieder vor. Grundsätzlich ist das Enthornen von Rindern in Biohaltung verboten. Wir haben seit Jahren unseren Bullen Hartwig, der keine Hörner ausgebildet hat und diese Eigenschaft vererbt. Ein Großteil der älteren Kühe trägt Hörner. Die Herde ist also gemischt. Da die Flächen groß genug sind, ist die Verletzungsgefahr sehr gering. In der Rangfolge spielt es keine Rolle, ob eine Kuh Hörner hat oder nicht. Ich persönlich finde Kühe mit Hörnern wesentlich attraktiver und „echter“. Aber die Hörner stellen für uns Menschen auch eine Gefahr da. Der Kontakt zu unseren Rindern ist nicht so eng und regelmäßig, wie zum Beispiel bei Milchkühen, die täglich gemolken werden. Auch lassen sich die Tiere der großen Herde nicht in Fressgittern fixieren, um behandelt zu werden oder dem Kalb Ohrmarken zu geben. Unsere Rinder kennen uns und sind grundsätzlich freundliche ruhige Wesen. Aber in Stresssituationen haben Sie einen ausgeprägten Beschützerinstinkt.  

Sie haben sich auf den Verkauf von Färsenfleisch spezialisiert, obwohl die weiblichen Tiere langsamer wachsen als die Männlichen. Warum haben Sie sich dafür entschieden und was passiert mit den Bullenkälbern?  

Unsere Färsen bekommen nur reines, betriebseigenes Futter. Von Frühjahr bis Spätherbst grasen sie ausschließlich auf den grünen Weiden um unseren Hof und werden nur in den Wintermonaten mit Heu und Silage von den eigenen Grünlandflächen zugefüttert. Das langsame Wachstum der Färsen hat den Vorteil, dass das intramuskuläre Fett feiner und gleichmäßiger in den Muskeln eingelagert wird. Dadurch besitzt Färsenfleisch eine leuchtend dunkelrote Farbe, die mit feinen Fettäderchen durchzogen ist. Dieses Fleisch ist weitaus zarter, saftiger und aromatischer als das Fleisch der männlichen Rinder. Die Bullenkälber werden weiter verkauft an Mastbetriebe. Das ist keine schöne Angelegenheit, da sie zum Teil auch an konventionelle Betriebe gehen. Wir haben vor zwei Jahren angefangen, zumindest die Färsen selber zu mästen. Vorher wurden alle Kälber, außer für die eigene Nachzucht, an Mastbetriebe weiterverkauft. Gerne würden wir in Zukunft auch die Bullenkälber selber mästen. Zurzeit reichen dafür die Platz-, Futter- und Arbeitskapazitäten nicht aus. Ihre Tiere können uneingeschränkt die Weide genießen.  

Worauf müssen Sie besonders bei der Weidehaltung achten? Gibt es Auflagen, die sie erfüllen müssen?  

Kühe auf einer Weide
© PROVIEH

Auflagen in der Weidehaltung gibt es nicht viele. Es muss ausreichend Platz vorhanden sein und die Flächen müssen ständig gewechselt werden, um den Parasitendruck gering zu halten. Wir kontrollieren mindestens zwei Mal am Tag alle Herden. Es wird darauf geachtet, dass genug Futter sowie Wasser für alle Tiere zur Verfügung stehen. Auch bieten alle Weideflächen ausreichend Schattenplätze im Sommer.

Dient Mutterkuhhaltung der Landschaftspflege?

So wie wir sie ausführen auf jeden Fall. Unsere Weideflächen werden größtenteils gar nicht gedüngt (außer natürlich durch die Tiere selber). Hier wächst kein reines Weidegras, sondern es kommen die Gräser vor, die sich natürlich angesiedelt haben. Wir haben unterschiedliche Gräser und Wildkräuter, je nach Standort.  

Was halten Sie von der ganzjährigen Stallhaltung (und auch Anbindehaltung)?  

Nichts. Für uns würde eine ganzjährige Stallhaltung nicht in Frage kommen. Anbindehaltung gehört verboten.

Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf und was nicht?

Ich persönlich bin ja nur in der Direktvermarktung des Fleisches integriert. Es ist ein gutes Gefühl seine Produkte mit einem guten Gewissen verkaufen zu Können.  

Vielen Dank!  

Das Interview führte Judith Handy  

Kontakt:
Biohof Peitz Thomas und Gerhard Peitz GbR
Feldweg 3
17194 Klocksin 
E-Mail: biohof-peitz@gmx.de
Telefon: +49 174. 429 24 75
www.biohof-peitz.de
 

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