Schulprojekt „Artgerecht – nicht ungerecht!“ gewinnt Hessischen Tierschutzpreis 2017

25 Schülerinnen und Schüler aus den zehnten Realschulklassen der Jahnschule Hünfeld nahmen am Hessischen Tierschutzpreis für Schulen 2016/17 teil. Im Rahmen dieses Wettbewerbs arbeiteten die Schüler fünf Monate an ihrem Projekt. Das Thema war die Intensiv- und Biohaltung von „Nutz“tieren. Darüber hinaus beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit den gesetzlichen Vorgaben für die Haltung von „Nutz“tieren und gingen der Frage nach, was sich ändern müsste, um diesen eine artgerechte Haltung zu bieten. Das Projekt wurde außerdem an der Lehrerfortbildung mit dem Thema „Landwirtschaft und Bildung im Dialog – Spannungsfeld Tierwohl“ in Fulda vorgestellt.

Inhalte des Projekts

Die Schülerinnen und Schüler informierten sich über verschiedene Aspekte der Nutztierhaltung. Darüber hinaus organisierten sie einen Aktionstag, auf dem sie ihre Ergebnisse vorstellten und zu dem die Fachreferentin Stefanie Pöpken von PROVIEH sowie die Ernährungsberaterin und Tierkundelehrerin Annette Heimrich zu Gast waren, die wichtige Informationen über die heutige Nutztierhaltung sowie über eine ausgewogene Ernährung gaben. Des Weiteren besuchten die Schülerinnen und Schüler drei ökologisch bewirtschaftete Betriebe in Osthessen mit Schweine-, Legehennen- und Milchkuhhaltung.

Im Mittelpunkt standen dabei folgende Fragen: Leben die Tiere in einer natürlichen Umgebung? Werden sie verstümmelt? Inwieweit können Landwirte, die ihre Tiere artgerecht halten, finanziell überleben? Die Ergebnisse hielten sie in einem Film fest, der Informationen über die Nutztierhaltung, einen Teil der Präsentationen und das Interview des Aktionstages sowie die Exkursion zu den Bauernhöfen beinhaltet. Der Film wurde im Medienprojektzentrum Offener Kanal Fulda ab dem 24.08.2017 veröffentlicht.

Exkursion zu den Bauernhöfen

Die erste Station führte zu Herrn Otter, der Schweinehaltung im Freiland betreibt. Dort werden 30 Schweine auf rund 5000 Quadratmetern gehalten. Es wird sofort klar, dass dies glückliche Schweine sind, denn sie besitzen gesunde Ringelschwänze, haben Dreck zum Suhlen, sie bekommen stets Frischwasser und haben ausreichend Platz, um mit ihrer feinen Nase auf Futtersuche zu gehen. Die Schweine werden mit Futtermitteln aus den gegenüberliegenden Äckern gefüttert und benötigen somit kein Sojaschrot aus Südamerika. Was den Schülerinnen und Schülern besonders gefällt, ist die zutrauliche Art der Tiere. Der Bauer versicherte, dass er mit dieser Form der Haltung gut leben könne, da Fleisch aus artgerechter Haltung in Deutschland sehr gefragt sei.

Weiter ging die Fahrt zum Bauernhof von Herrn und Frau Junge. Dieser umfasst 190 Kühe und 100 Jungrinder auf 300 Hektar Grünland. Die Kühe haben ausreichend Weidegang und werden nicht auf Hochleistung gefüttert, weshalb ihre Milchleistung mit rund 6000 Litern Milch pro Jahr im Vergleich zu den Hochleistungskühen mittelmäßig ist. Die jungen Kälber werden in Gruppen gehalten und können sechs Wochen lang so viel Milch trinken, wie sie wollen. Der Boden ist mit Einstreu bedeckt und es gibt auch im Winter Außenbereiche für die Tiere. Sehr positiv ist auch, dass die Tiere ihre Hörner behalten dürfen, das heißt sie werden nicht enthornt, wie es in den meisten Höfen üblich ist.

Zuletzt besichtigte die Projektgruppe den Biohof „Krofte“ mit ca. 1300 Legehennen. Diese sind auf sechs Hühnermobile verteilt, die bei starker Verschmutzung durch Kot oder Abnutzung der Fläche versetzt werden können. Den Hühnern steht genügend Auslauf zur Verfügung, auf dem sie die Möglichkeit haben Löcher zu buddeln und im Sand zu baden. Pro Huhn wird ein Euro Geschwisterfond gezahlt, so dass auch männliche Küken werden aufgezogen werden können. Die Eier werden regional vermarktet und auch dieser Bauer kann gut davon leben. Seiner Meinung nach habe er einen geringeren finanziellen Aufwand als in der Intensivtierhaltung.

Artgerecht – nicht ungerecht

Diese drei Höfe sind Vorbilder für eine artgerechte „Nutz“tierhaltung. Sie zeigen, dass es möglich ist, Tieren ihre arteigenen Bedürfnisse ausleben zu lassen und gleichzeitig finanziell gut überleben zu können. Um es mit den Worten des im Film zu sehenden Moderators Roger Rotfuchs zu sagen: „Auch die sogenannten Nutztiere haben eine Würde und sollten mit Respekt behandelt werden. Sie haben ein Recht auf eine natürliche Umgebung, eine Unversehrtheit ihres Körpers und eine artgerechte Haltung. Also lasst die Rinder auf der Wiese grasen, die Schweine im Erdreich wühlen und die Hühner in freier Natur nach Nahrung picken und hört endlich auf, die Tiere zu verstümmeln!“.

Den Film zum Projekt können Sie sich in der Mediathek Hessen anschauen.

Sara Franzese

13.09.2017

Beitrag teilen